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15.12.2025

KI im öffentlichen Sektor: Was Deutschland von Estland lernen kann

Autor:in
Amelie Ruppe
Estland gilt als Vorreiter in der digitalen Verwaltung. Nun zeigt das Land, wie Künstliche Intelligenz (KI) sicher, transparent und datenschutzkonform im öffentlichen Sektor eingesetzt werden kann. Der Blog beleuchtet, wie Estland mit Open-Source-Vorgaben, vertraulichem Rechnen und Projekten wie „Bürokratt“ den Weg für eine vertrauenswürdige Verwaltungs-KI bereitet. Gleichzeitig vergleicht er den Stand der deutschen Digitalisierung, die sich noch im Aufbau interoperabler Datenstrukturen und rechtlicher Rahmenbedingungen befindet. Praktische Lösungen wie GovAI können hier ansetzen, um KI-gestützte Assistenz und Prozessautomatisierung sicher in deutsche Behörden zu integrieren. Das Interview mit Riho Pihelpuu, CEO von ADM Interactive, liefert dazu wertvolle Einblicke aus der estnischen Praxis.

Estland gilt seit Jahren als digitaler Vorreiter mit nahezu vollständig online verfügbaren öffentlichen Diensten, einer nationalen ID-Struktur und interoperablen Dateninfrastrukturen. Heute unternimmt das Land den nächsten Schritt: den gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Verwaltung und das mit Blick auf Sicherheit, Datenschutz und Transparenz. Deutschland befindet sich gleichzeitig in der Phase, KI-Technologien im öffentlichen Sektor stärker zu verankern. Ein Blick auf Estland zeigt, welche Chancen und Herausforderungen dabei zu beachten sind.

Estlands KI-Strategie für Verwaltung und Öffentlichkeit

Bereits 2019 verabschiedete die estnische Regierung ihre erste nationale KI-Strategie für die Jahre 2019 bis 2021. In dieser Phase wurden rund 10 Mio. Euro investiert und Zielwerte gesetzt, etwa „50 KI Use Cases bis 2020“ im öffentlichen Sektor. Bis November 2021 waren über 80 KI-Lösungen im öffentlichen Sektor implementiert, mehr als 40 Organisationen involviert und 7 Open Source KI-Komponenten veröffentlicht. Danach folgte die Strategie 2022 bis 2023 („Kratt Strategy“) mit Zielen wie 130 KI-Lösungen bis 2023, 60 öffentliche Einrichtungen mit KI-Einsatz und 40 Open-Source-Komponenten. Finanzielle Mittel für den Zeitraum 2024 bis 2026 wurden mit mindestens 85 Mio. Euro ausgewiesen.

Beispiele: Das Projekt Bürokratt dient als virtueller Assistenz-Chatbot für Behördenkontakte (ITU). Zudem setzt Estland auf offene Softwarekomponenten im öffentlichen Sektor, wie etwa Machine-Learning-Module, Sprach- und Textanalyse-Tools, die frei nutzbar gemacht wurden (AI Watch EU).

Herausforderungen: Sicherheit, Datenschutz & Vertrauen

Der öffentliche Sektor bringt besondere Anforderungen mit sich: KI-Lösungen müssen vertrauenswürdig, nachvollziehbar und datenschutzkonform sein. Zwar verfügt Estland über eine starke digitale Infrastruktur, zum Beispiel das Datenaustauschnetzwerk X-Road, dennoch zeigen Studien, dass selbst dort die Datenfreigabe auf kommunaler Ebene noch Rückstände hat (Arxiv).

Darüber hinaus ist der Rechtsrahmen entscheidend: Estland entwickelt seinen KI-Regulierungsrahmen weiter, etwa durch Anpassung an EU-Standards (Just AI).

Wie Riho Pihelpuu, CEO von ADM Interactive und Digitalisierungsexperte der estnischen Regierung, im Interview erklärt:

„…a lot of governments are a little bit lagging behind because the security and data protection is not 100 % clear. Confidential computing is a really good initiative so that we could start using those in future for this data protection.“

„Most of the systems what the government is building are open source… even into the procurements we have these kinds of requirements.“

Damit unterstreicht er einen zentralen Punkt: Technik allein reicht nicht – Vertrauen, Offenheit und Sicherheit sind ebenso wichtig wie Innovation.

Deutschland: Status und Potenzial

Auch Deutschland befindet sich im Wandel: Öffentliche Verwaltungen zeigen Interesse an KI-Technologien. Eine Umfrage ergab, dass 65 % der Bevölkerung erwarten, dass Behörden bei KI vorangehen. Zugleich werden Initiativen gestartet (z. B. "AI for Society“). In Bremen etwa ist eine KI-Strategie für die Verwaltung vereinbart. Dennoch steht Deutschland noch vor vielen strukturellen Herausforderungen: fehlende standardisierte Dateninfrastrukturen, unklare Open-Source-Strategien und mangelnde KI-Erfahrung in einzelnen Behörden.

Praktische Ansätze wie GovAI zeigen, wie KI in deutschen Verwaltungen umgesetzt werden kann: Die Lösung unterstützt Behörden bei KI-gestützter Assistenz, automatisierten Dokumentenprozessen und transparenten Entscheidungen. So wird es möglich, KI sicher und effizient in bestehende Prozesse zu integrieren.

Konkrete Learnings

  • Digitale Infrastruktur zuerst: Estland zeigt, wie eine frühe und starke Basis KI-Einsatz erleichtert.
  • Open Source & Transparenz: Offene Komponenten und klare Anforderungen in Ausschreibungen schaffen Vertrauen und Wiederverwendbarkeit.
  • Kompetenzen stärken: KI-Einführung erfordert Tools und Qualifikation von Mitarbeitenden.
  • Rechts- und Regulierungsrahmen: KI im öffentlichen Sektor gelingt nur mit klaren Regeln zu Daten und Nachvollziehbarkeit.
  • Praxisorientierte Lösungen: Technologien wie GovAI verdeutlichen, wie KI konkret eingesetzt werden kann, bedeutet datenschutzkonform und effizient.

Fazit

Estland beweist: KI im öffentlichen Sektor funktioniert, wenn Transparenz, Offenheit und Sicherheit von Anfang an mitgedacht werden. Deutschland steht vor ähnlichen Herausforderungen. Lösungen wie GovAI schlagen die Brücke von technologischem Potenzial zu verlässlicher, nutzerorientierter Verwaltungs-KI. Entscheidend sind klare Strukturen, Pilotprojekte und Investitionen in Kompetenzen, unterstützt durch Experten wie Riho Pihelpuu, die Praxis, Technologie und Strategie verbinden.

Sehen hier das vollständige Interview als Video mit Riho Pihelpuu über KI, Datenschutz und Open Source in Estland.

An dieser Stelle möchten wir Herrn Pihelpuu für das Interview im Rahmen des Anwendertags 2025 danken.  

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