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Open Source
Vom:
30.5.2025

Studie aus Berlin: Die Wirtschaft setzt auf Open Source – der Staat sollte nachziehen

Autor:in
Dr. Christian Knebel
Open Source: Die Wirtschaft geht voran – Staat muss folgen! Eine neue Studie der IHK Berlin zeigt: Open Source ist längst in der Hauptstadtwirtschaft angekommen. Drei Viertel der Unternehmen setzen bereits darauf – aus guten Gründen: digitale Souveränität, Flexibilität und Unabhängigkeit von Anbietern stehen ganz oben.

Eine aktuelle Befragung der Berliner IHK zeigt: In den Unternehmen der Hauptstadt hat Open Source längst einen festen Platz. Besonders im Licht der aktuellen geopolitischen Entwicklungen setzen immer mehr Unternehmen auf Open Source Software. Aber auch Flexibilität und Kostenvorteile spielen eine große Rolle. Der Staat kann und sollte sich hier ein Beispiel nehmen und die großen Potenziale für den öffentlichen Sektor endlich heben, die in Open Source Software stecken.

In drei Vierteln der Berliner Unternehmen ist bereits heute Open Source Software fester Teil der IT-Landschaft. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Unternehmen sagen von sich sogar, dass sie besonders stark auf Open Source setzen. Bei den Gründen dafür sticht ein Aspekt besonders hervor: Digitale Souveränität. In Zeiten geopolitischer Spannungen erkennen Unternehmen die Risiken geschlossener, proprietärer Systeme und der Abhängigkeit von einzelnen Anbietern. Über 80 Prozent der befragten Unternehmen erwarten, dass dieses Thema in den kommenden Jahren noch deutlich an Bedeutung gewinnen wird.

Die Vorteile des Einsatzes von Open Source sind für die Unternehmen eindeutig: 75 Prozent nennen die Unabhängigkeit von einzelnen Anbietern als wesentlichen Grund. 58 Prozent verweisen auf Kosteneinsparungen gegenüber stark steigenden Lizenzkosten proprietärer Anbieter. Dazu kommen größere Transparenz, individuelle Anpassungsmöglichkeiten und höhere Sicherheit. (Mehr zur Studie)

Open Source für eine leistungsfähige und unabhängige digitale Verwaltung nutzen

Die Wirtschaft macht es also vor – und was die Berliner Wirtschaft längst verstanden hat, sollte auch für die öffentliche Verwaltung gelten. Die enormen Vorteile von Open Source sind im Kontext der öffentlichen Verwaltung sogar noch bedeutsamer. Denn digitale Souveränität ist für den Staat nicht nur wünschenswert, sondern elementar wichtig. Bürger und Unternehmen schenken dem Staat Vertrauen, wenn sie ihm ihre Daten überantworten. Und diesen Vertrauensvorschuss gilt es einzulösen – gerade in Zeiten, in denen der Staat mit schwindendem Rückhalt und Vertrauen in seine Leistungsfähigkeit zu kämpfen hat. Mit einem Fundament aus proprietärer Software wird das schwierig. Eng verwobene und in sich geschlossene Ökosysteme aus Cloud-Diensten, Kollaborations-Tools und eigenen Datenformaten gehören hier zum Geschäftsmodell. Abhängigkeit der Verwaltung und in letzter Instanz auch die Gefahr, politisch und wirtschaftlich mit der eigenen IT unter Druck gesetzt zu werden, sind die Konsequenz.

Wenn wir also wollen, dass zum einen unser Staat einfacher, effizienter und schneller wird und zum anderen seine Unabhängigkeit und Vertrauenswürdigkeit sicherstellen wollen, ist klar: Open Source muss der Weg sein. Hier kann sich die Politik eine Scheibe bei den Unternehmen abschneiden, denn dort sind die Zeichen der Zeit klar erkannt. Transparenz, Flexibilität, Anbieter- und Technologieunabhängigkeit und Kosteneffizienz lassen sich nicht nur im privatwirtschaftlichen Kontext, sondern auch in der staatlichen Verwaltung am besten mit Open Source realisieren.

Was es braucht: Politischen Rückenwind für Open Source

Zurück zur spannenden Studie der IHK: Die Berliner Wirtschaft hat die Zeichen der Zeit erkannt und handelt entsprechend. Und sie erwartet das auch von der Politik – 65 Prozent der Unternehmen fordern eine Priorisierung von Open Source bei öffentlichen Vergaben. 59 Prozent erwarten eine konsequente Umstellung der Verwaltungs-IT.

Andere Bundesländer machen es bereits vor: Schleswig-Holstein will mittelfristig komplett auf Open Source umsteigen. Berlin plant eine eigene Open Source Strategie und hat bereits Einrichtung wie das Open Source Kompetenzzentrum beim ITDZ ins Leben gerufen. Aber was auf Länderebene passiert, reicht nicht aus. Es braucht bundesweit klare Signale und den Mut zu entsprechenden Weichenstellungen. Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD macht Hoffnung. Dort heißt es unmissverständlich: „Digitalpolitik ist Machtpolitik.“ Die Bundesregierung will den Einsatz von Open Source stärken und auf digital souveräne Lösungen setzen. Das sind die richtigen Worte – auf die nun auch hoffentlich bald die richtigen Entscheidungen folgen:

  • Klarer Vorrang für Open Source bei allen Digitalisierungsprojekten des Bundes.
  • Anpassung der Vergaberichtlinien, um quelloffene Lösungen systematisch zu bevorzugen.
  • Stärkung der staatseigenen Open Source Treiber wie ZenDis und Sovereign Tech Agency.
  • Und gezielte Investitionen in die heimische Open Source Landschaft, die längst bewiesen hat, dass sie leistungsfähige Alternativen bietet. Der Staat kann hier als Ankerkunde viel bewegen.

Mit einem neuen Digitalminister, der aus der Wirtschaft kommt, habe ich große Hoffnungen: Mit Pragmatismus und Fachverstand kann nicht nur neuer Schub in die Digitalisierung kommen – der Schub kann auch in die richtige Richtung gehen, und zwar in Richtung eines digital souverän aufgestellten Deutschlands, das echte Leistung für Bürger und Unternehmen bringt.

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