Ein neues, einheitliches Technologie-Fundament für die digitale Verwaltung in Deutschland – das 2025 neu gegründete Bundesministerium für Digitales und Staatsministerium (BMDS) hat sich mit dem Projekt „Deutschland-Stack“ ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Damit der Deutschland-Stack echte Wirkung entfalten und die Digitalisierung staatlicher Dienstleistungen und Prozesse wirklich einfacher, schneller und effizienter machen kann, braucht es aus unserer Sicht vor allem zwei Dinge: Ein gelebtes Bekenntnis zu technologischer Offenheit inklusive Open Source und klare Kommunikationswege mit den Bürger:innen. Wie das aus Sicht von publicplan erreicht werden kann, haben wir im öffentlichen Konsultationsverfahren zum Deutschland-Stack in zwei verschiedenen Stellungnahmen dargelegt.
1) Offenheit, Flexibilität und Souveränität für ein langfristig belastbares Technologie-Fundament
Fundamente sollen tragen – und das möglichst lange. Deswegen ist es wichtig, sie mit Bedacht zu konstruieren. Das gilt auch für digitale Fundamente wie den Deutschland-Stack. Deswegen begrüßen wir es, dass das BMDS im Rahmen eines öffentlichen Konsultationsprozesses Stimmen aus der Digitalwirtschaft, von IT-Dienstleistern, aus der Zivilgesellschaft und von Verwaltungsexpert:innen einbezieht. Auch wir von publicplan haben uns mit zwei Stellungnahmen beteiligt, um mit unseren Erfahrungen aus 15 Jahren Verwaltungsdigitalisierung dazu beizutragen, dass die digitale Verwaltung in Zukunft mit einem stabilen, flexiblen und leistungsfähigen Fundament neue Fahrt aufnehmen kann.
Die wichtigste Voraussetzung aus unserer Sicht: Offenheit! Ein geschlossenes System, das im stillen Kämmerlein entsteht, kann niemals die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit mitbringen, die es braucht, wenn der Bund, 16 Bundesländer und über 11.000 Kommunen ihre Dienste darauf aufbauen sollen.
Diese Offenheit muss von vorne bis hinten zum Grundprinzip eines langfristig und großflächig einsetzbaren Deutschland-Stacks werden: Offener Dialog zu Anforderungen und Rahmenbedingungen, offene Schnittstellen, um Module flexibel kombinieren zu können, offene Formate zum Datenaustausch, um ebenen- und institutionsübergreifend effizient arbeiten zu können. Und nicht zuletzt: Offener Code. Ein Deutschland-Stack, der konsequent auf Open-Source-Technologien setzt, stärkt Transparenz und Sicherheit – und er ist zukunftsfähig. Denn Open Source reduziert starre Abhängigkeiten, macht den Wechsel von einem Anbieter zum nächsten möglich, flexibilisiert die Auswahl von Dienstleistern für Wartung und Betrieb und erleichtert die Nachnutzung und Anpassung einmal entwickelter Dienste enorm.

In einer volatilen Weltlage kommt ein weiterer wichtiger Faktor hinzu: Open Source ermöglicht digitale Souveränität. Verwaltungen und auch Bürger:innen können nachvollziehen, was Software tut. Betreiber behalten die Hoheit über wichtige Daten. Und kein Handelskonflikt oder außenpolitische Verstimmung kann dazu führen, dass in von außereuropäischen Anbietern betriebenen Clouds liegende Angebote der öffentlichen Daseinsvorsorge plötzlich „ausgeknipst“ werden.
In der Stellungnahme zur Konsultation des Deutschland-Stacks haben wir diese Gedanken ausführlich dargelegt.
2) Die Bedürfnisse von Bürger:innen und Unternehmen im Blick – für klare Kommunikationswege sorgen
Bei der Konzeption und Entwicklung des Deutschland-Stacks darf jedoch eines nicht passieren: Ein Fokus auf ein stabiles technisches Fundament darf nicht die Bedürfnisse der Nutzer:innen aus dem Blickfeld geraten lassen. Deshalb haben wir im Rahmen des Konsultationsprozesses nicht nur Vorschläge zu wichtigen Rahmenbedingungen für das technologische Setup eingebracht, sondern auch einen Vorschlag zur nutzerzentrierten Verbesserung der geplanten Module gemacht, mit denen der Deutschland-Stack Verwaltungen helfen soll, ihre Dienste zu den Bürger:innen und Unternehmen zu bringen.
Wir wissen aus 15 Jahren, in denen wir mit Verwaltungen auf unterschiedlichen Ebenen zahlreiche digitale Dienste an den Start gebracht haben: Die Akzeptanz und Nutzung digitaler Verwaltungsdienste hängen in hohem Maße davon ab, die Nutzer:innen – sprich: die Bürger:innen und Unternehmen – da abzuholen, wo sie stehen und auf den Wegen mit ihnen auf den Wegen in Kontakt zu treten, die sie wirklich nutzen. Denn mit dem Ausfüllen eines Antrags ist es nicht getan. Der spannende Teil fängt da an, wo Bürger:innen und Verwaltung kommunizieren. Deshalb empfehlen wir, diese Kommunikation durch die im Deutschland-Stack bereitgestellten Dienste so reibungslos und einfach wie möglich für alle Seiten zu gestalten. Statt einzelner Komponenten wie Benachrichtigungen und Zustellung auf verschiedenen Kanälen braucht der Deutschland-Stack einen zentralen Basisdienst „Nachrichten“, der bestehende Kanäle bündelt.

Das heißt: Statt zusätzlicher neuer Postfächer sollten Bürger:innen der Verwaltung mitteilen können, auf welchen Wegen sie am besten erreicht werden können. Statt der Anbindung von zig Kommunikationswegen pro Verfahren sollte es für die Verwaltung eine Schnittstelle geben, an die Nachrichten übergeben werden und eine Komponente im Deutschland-Stack sorgt dafür, dass diese die Bürger:innen auf ihrem präferierten Weg erreichen. Zusätzlich kann diese Komponente den Kommunikationsvorgang mit weiteren Services, wie automatischen Übersetzungen, anreichern.
Das Ergebnis wäre ein Gewinn für alle Seiten:
Verwaltungen können Bürger:innen zuverlässig auf verschiedenen digitalen und analogen Kanälen erreichen, auch wenn sie beispielsweise im Ausland sind und die Effizienz steigern, da ein zentraler Basisdienst „Nachrichten“ über eine einheitliche Schnittstelle angebunden werden kann.
Bürger:innen müssen nicht zahlreiche Kanäle wie ihre E-Mails, ihren physischen Briefkasten, SMS, das BundID-Postfach, Elster-Postfach usw. im Blick haben, sondern können sich sicher sein, dass sie zu wichtigen Nachrichten ihrer Verwaltung dort informiert werden, wo sie täglich digital unterwegs sind.
Die Gedanken rund um eine Basiskomponente „Nachrichten“ haben wir in unserer zweiten Stellungnahme ausformuliert und eingereicht. Sie kann hier eingesehen und heruntergeladen werden.
Deutschland-Stack: Große Aufgabe, große Chance – wir sind gerne dabei
Die Konzeption und nachfolgend die Entwicklung und Pflege des Deutschland-Stacks sind große Herausforderungen. Doch sie sind auch eine enorme Chance: Ein einheitliches technisches Fundament kann der Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland neuen Schub geben. Es muss nicht an jeder Stelle das Rad neu erfunden werden, sondern Verwaltungen können auf Bewährtes aufsetzen und miteinander kompatible Systeme entwickeln. Wenn dabei konsequent auf Open Source gesetzt wird und die Nutzer:innen im Fokus stehen, stärkt das die Akzeptanz, Effektivität, Sicherheit, Transparenz und Souveränität digitaler Dienste und damit der gesamten Verwaltung. Wir von publicplan unterstützen dieses Vorhaben aus voller Überzeugung – und stehen gerne bereit uns mit unserer Expertise in Open-Source-Technologien, Verwaltungsprozessen und Nutzerzentrierung produktiv mit einzubringen.
Sie wollen tiefer eintauchen? Schauen Sie gerne in unsere Stellungnahmen zum Konsultationsprozess des Deutschland-Stacks:
Stellungnahme 1 zu wichtigen Rahmenbedingungen eines erfolgreichen Deutschland-Stacks und
Stellungnahme 2 zum Vorschlag eines zentralen Basis-Dienstes „Nachrichten“.

